Am höchsten bewertete kritische Rezension
3,0 von 5 SternenIm ersten Moment ganz fantastisch - nutzt sich nur leider viel zu schnell ab.
Rezension aus Deutschland vom 16. März 2016
Das Kartenspiel "The Game" schaffte es in die Top 3 der "Spiele des Jahres 2015" und wurde somit von mir gekauft. Seit geraumer Zeit ist Spielen aus meinem Freundeskreis kaum noch wegzudenken. 2x im Monat werden über Stunden diverse Spiele gezockt. Durch die Regelmäßigkeit haben wir mittlerweile sehr viele Spiele kennengelernt, werden demnach auch kritischer, da einige Dinge sich ähneln, langweilen, zu teuer sind oder schnell abnutzen.
"The Game" ist dank seines Spielmaterials ein sehr günstiges Spiel und dazu noch super einfach. Wer gerne gewinnt, ist hier vielleicht nicht ganz an der richtigen Adresse, da es sich um ein kooperatives Spiel handelt und man somit mit seinen Mitspielern gemeinsam gegen das Spiel antritt. Der Erfolg und Misserfolg ist somit für alle zu teilen. Es ist möglich, alleine zu spielen oder bis zu 5 Spieler aufzustocken. "The Game" erinnert an gute alte Klassiker wie Solitaire. Das Spiel hat insgesamt 102 Karten mit den Zahlen 1 bis 100. Die Zahl 1 und 100 sind zwei Mal vertreten, diese 4 Karten werden von Anfang an entfernt und auf den Tisch gelegt. Sie bilden Anfangspunkte, der Rest wird gemischt. Jeder Spieler bekommt 6 Karten (bei 2 Spielern sind es 7), die somit eine Zahl zwischen 2 und 99 zeigen. Es wird nun abwechselnd gespielt. Der aktive Spieler muss mindestens zwei Karten ablegen, darf aber auch alle benutzen. Dazu legt er einfach eine Karte auf einen der vier Stapeln. Die beiden Stapel mit der 1 laufen aufsteigend (hoch zur 100) und die mit der 100 absteigend (runter zur 1). Es muss probiert werden, möglichst kleine Sprünge zu legen, da übersprungene Zahlen nicht mehr gelegt werden dürfen. Demnach wird eine 97 auf die 100 gelegt und nicht auf die 1. Mittlere Zahlenwerte sind gerade am Anfang völlig unbrauchbar, da man natürlich eine 55 nicht auf die 100 legen will. Sobald der Stapel durchgespielt ist, der 100er zum Beispiel also bei den kleinen Zahlen unter 10 angekommen ist, ist er k.o. und nicht mehr weiterzuspielen. Dennoch hat man die Möglichkeit, Stapel ein wenig zu retten, da es eine Ausnahme gibt - man darf in Zehnersprüngen in die andere Richtung vorgehen, allerdings nur in Zehnersprüngen. Beispiel: auf dem absteigenden Haufen von 100 zur 1 liegt eine 65. Eigentlich darf ich nur noch Karten legen, die kleiner sind als 65, es sei denn ich hab die 75. Die geht auch und fortan geht es von der 75 absteigend weiter (es sei denn, ich hab auch noch die 85). Nachdem ich mindestens zwei Karten gelegt habe, ziehe ich Karten nach, bis ich wieder 6 bzw. 7 auf der Hand halte.
Das Spannende beim Spiel ist die Kommunikation zwischen den Mitspielern. Ich sehe zwar nicht die Karten der anderen, darf mich aber mit ihnen absprechen. Es wird miteinander geredet, allerdings nur ohne Zahlen zu nennen. Es entstehen lustige Arten, sich zu unterhalten, wie "Soll ich noch eine legen?" oder "Hast du 'ne gute? Was genau heißt bei dir gut?", "Auf keinen Fall Stapel 3!!!" und so weiter. Das Spiel endet, sobald entweder alle 4 Haufen zu Ende sind und der aktive Spieler nichts mehr ablegen kann, oder keine Karten mehr nachgezogen werden können. Am Ende werden die übrigen Karten, die die Spieler noch auf der Hand halten oder sich auf dem Nachziehstapel befinden, gezählt und gelten somit als Minuspunkte. Wer es schafft, alle Karten auf den Haufen zu legen, hat "The Game" bezwungen.
"The Game" ist gerade bei den ersten Runden unglaublich spannend. Der Ansporn, das Spiel zu bezwingen, ist groß - man möchte unbedingt alle Karten ablegen können. Man weiß nicht so recht, wie die anderen Spieler kommunizieren, wie sie vorgehen und wer denn nun die aktuell besseren Karten hat. Allerdings hat man genau diese Dinge spätestens nach 3 Runden raus. Ich habe bereits am zweiten Tag bei der insgesamt fünften Runde mit einer Freundin alle Karten ablegen können. Kurze Zeit später gelang es mir auch zu viert. Und spätestens hier wird es für den Spielbesitzer irgendwie langweilig. Man kann das Spiel erschweren (weniger Handkarten, weniger Kommunikation erlaubt, mehr als zwei Karten ablegen ist Pflicht, ...), allerdings ist es kaum möglich, Leute erneut anzufixen, sobald einmal die Luft raus ist. Das Update "The Game on fire" gibt dem Spiel auch einen kleinen höheren Level an Schwierigkeit (die 6 Schnapszahlen zwischen 22 und 77 brennen und müssen spätestens beim nächsten Spieler abgedeckt werden) und ist glücklicherweise fortan in jedem Spiel vorhanden, gibt dem ganzen aber auch nicht genügend Pfeffer. Positiv erwähnen möchte ich noch die knappe und gut verständliche Spielanleitung.
Zum Glück ist "The Game" somit nicht "Spiel des Jahres" geworden. Obwohl sämtliche Spieler, mit denen ich es ausprobiert hab, erst einmal begeistert waren, nehme ich es nun zu keinem Spieleabend mehr mit, da es einfach ausgelutscht ist. Hat man einmal den Dreh raus, fluppt es auch mit neuen Spielern auf Anhieb. Bei diesem Spiel kein Vorteil. Für den Preis nett und gut zum Ausprobieren - mehr aber nicht.