Am höchsten bewertete kritische Rezension
1,0 von 5 SternenQualitativ mangelhaft, technisch überladen, schlecht bedienbar
Rezension aus Deutschland vom 14. Oktober 2018
Der folgende Erfahrungsbericht bezieht sich nicht auf die Bildqualität, sondern ausschließlich auf die bauliche technische Qualität, die Ausstattung und die Bedienung der Kamera.
Ich behandele technische Geräte stets mit Sorgfalt, Kameras z.B. immer in einer gepolsterten Kameratasche, penibles Fernhalten von Schmutz oder Feuchtigkeit. Trotzdem hatte diese Kamera beim ersten Einsatz im Urlaub in sauberster nordischer Luft schon nach 1 ½ Wochen große flockige Staubablagerungen hinter der Linse. Es trifft also voll zu, was auch von anderen Benutzern zu bauähnlichen Kameras von Panasonic geschrieben wurde. Die Kamera „saugt“ förmlich beim Einfahren des Objektivs wegen fehlender Abdichtung Mikro-Staub in das Gehäuse, der sich dann zu Wollmäusen zusammenballt.
Ein paar Tage später ist die Kamera mit fast vollem Akku einfach ausgegangen und lies sich mit dem Schalter nicht mehr einschalten. OK, Akku raus, etwas warten, Akku rein, ging wieder. Toll, Reset und Neustart hilft, wie bei einem PC vor 25 Jahren.
Einige Tage später ging die Kamera wieder einfach aus. Diesmal endgültig! Keine Chance, das Ding wieder zum Laufen zu bekommen. Aus, vorbei!
Entgegen der sonst kundenfreundlichen Servicepolitik wurde eine Rückgabe nicht akzeptiert, ich musste das Ding zur Reparatur einschicken (Beim Ausfall ca. 1 ½ Monate alt). Nach dem Reparaturbericht wurden eine neue Elektronik und ein neues Objektiv eingebaut.
Wie stark die Produktqualität in den Keller gegangen ist, zeigt sich im Vergleich zu meiner TZ 5 aus dem Jahr 2008. Diese Kamera war bis heute in vielen Urlauben in unterschiedlichsten Umgebungen und Klimazonen im Einsatz. Niemals gab es technische Probleme, das Objektiv ist im Inneren völlig klar. Ein Bekannter hat zufällig auch eine TZ 5, die ebenfalls heute noch einwandfrei funktioniert.
Unabhängig von der reinen Technik wurde auch die Bedienung durch billige Teile und undurchdachte Konstruktion deutlich verschlechtert. Bei meiner TZ 5 sind die Cursortasten aus Metall und leicht erhaben. Man kann die einzelnen Tasten leicht erfühlen und voneinander unterscheiden, die Bedienung ist auch mit männlichen Wurstfingern und in dunkler Umgebung völlig problemlos. Bei der TZ 202 wurden winzige Plastik-Knöpfe verwendet, die im Gehäuse versenkt sind. Es ist völlig unmöglich, irgendeine Taste passgenau mit dem Finger zu treffen. Entweder passiert nix oder man hat eine andere Taste erwischt und es wird eine Funktion ausgelöst, die man gar nicht haben wollte. Wenn ich eine Cursortaste bedienen möchte, geht das nur, indem ich ausschließlich und sehr umständlich mit dem Fingernagel drücke. Selbst dabei muss man genau zielen und richtig drücken, sonst hat man wieder nicht den Druckpunkt erwischt. Das Ganze geht halbwegs im Hellen, wenn es dunkel ist, wird die Cursortasten-Bedienung zum Glücksspiel.
Der Touchscreen ist eine technische Spielerei, die den heutigen Ausstattungshype widerspiegelt. Brauchbar ist das Ganze für mich überhaupt nicht. Viel zu winzig, mit normalen Fingern kann man kaum den gewünschten Punkt antippen. Oft löst man einen nicht gewünschten Menüpunkt aus oder man verstellt wichtige Grundfunktionen und verbringt mit steigender Wut viel Zeit, den ursprünglichen Zustand wieder herzustellen. Am schlimmsten: Wenn man mit einem Finger oder auch der Nase (Benutzung des Suchers) unbeabsichtigt das Display berührt, wird im Grundzustand des Displays der Fokuspunkt verstellt. Das bleibt unbemerkt und die Folge sind im schlechtesten Fall unbrauchbare Bilder bis zu einem viel späteren Zeitpunkt, wo der falsche Fokuspunkt rein zufällig auffällt.
Es ist völlig ausreichend die gewünschten Grundeinstellungen einmal mit dem Cursortasten-Menü vorzunehmen, sonstige manuelle Einstellungen, die man vielleicht einmal braucht, sind mit den Tasten oder diversen Rädchen möglich. Dies soll eine Reisekamera sein. Gerade da möchte ich mich NICHT vor jeder Aufnahme mit ellenlangem Zeitaufwand durch irgendwelche winzigen Touchscreen-Menüs tippen, um eine der gefühlten 1000 Einstellungen zu ändern. Der Touchscreen ist völlig überflüssig und eben ein Risikofaktor, weshalb ich die Funktion schon kurze Zeit nach dem Kauf ausgeschaltet habe.
Damit wären wir bei den Funktionalitäten der Kamera. Wie gesagt, ich wollte eine hochwertige Kompakt-Reisekamera auf technisch aktuellem Stand. Wichtigstes Kaufkriterium war der große Sensor, dazu natürlich gute Bildqualität, der Zoombereich, bessere Nachteigenschaften als meine TZ 5 und RAW-Format Speicherung. Und gerade von einer Kompakt-Reisekamera erwarte ich eine solide und langfristige Robustheit sowie eine einfache Bedienbarkeit.
Schon beim ersten Durchsehen des Menüs hat es mich erschreckt, wie überladen diese Kamera mit technischem Schnickschnack ist. Beispielhaft erwähnt sei die WLAN-Funktion. Die Kamera erzeugt einen WLAN Accesspoint, den man mit einer App auf Handy oder Tablet anwählen kann. Mit der App kann man dann einige Einstellungen ändern und die Fotografie auslösen. Hört sich toll an, ist aber völlig unbrauchbar. Wer baut seine Kompakt-Reisekamera mit viel Zeitaufwand auf einem Stativ auf, um dann eine Verbindung mit dem Handy herzustellen, um dann an den Einstellungen „zu spielen“ und einen „Selfie“ zu machen??? Dazu kommt, dass die Reichweite des WLAN nur sehr begrenzt ist. Ich würde sagen so etwa 5 Meter, sonst gibt es schon Ausfälle. Außerdem reduziert das eingeschaltete WLAN erheblich die Akku-Laufzeit. Empfehlung: Gar nicht erst versuchen, mit dem WLAN und der App irgendetwas sinnvolles anzustellen. WLAN im Menü ausschalten, App bloß nicht installieren, Lebenszeit und Ärger sparen und die längere Akku-Laufzeit genießen.
Die Bedienungsanleitung hat 309 Seiten (!!!) und ist nur als PDF verfügbar. Auf Handy oder Tablet unbenutzbar und auch am PC mit großem Bildschirm kann man nicht ständig zwischen korrespondierenden Funktionen und Einstellungen hunderte Seiten auf und ab scrollen. Es bleibt also keine andere Wahl, als 309 Seiten auszudrucken und in einem Ordner abzuheften. Nur so kann man sich mit Textmarker Markierungen machen und an den wichtigsten Seiten Lesezeichen einheften.
An der Kamera kämpft man sich mühselig durch unendliche Menüs, um einfach nur die benötigten Grundeinstellungen einmal festzulegen. Auch als fortgeschrittener und jahrzehntelanger Hobby-Fotograf stößt man in den Menüs auf Abkürzungen, Begriffe oder Funktionen, die man erst einmal ergründen muss, um nicht eine völlig falsche Grundeinstellung festzulegen. Gefühlte 90% dieses ganzen Zeugs kann vielleicht jemand mit einer Profi-Kamera gebrauchen, bei einer Reisekamera für im Regelfall Schnappschüsse aus der Hand ist das völlig überflüssig.
Bestimmte Werte aus der Werks-Grundeinstellung muss man sogar einmalig ändern um gute Bilder zu erhalten.
Sehr hilfreich war mir dabei das Buch zur TZ 202 von Frank Späth. Völlig zutreffend ist dessen Hinweis, die Einstellung „IA“ (vollautomatische Festlegung der Bildparameter) nicht zu benutzen, weil die Kamera bei jedem Bild „irgendwelche“ Einstellungen für ISO, Weißabgleich, Kontrast, usw. setzt, die sie für dieses eine Bild für richtig hält. Das kann ein schönes Bild werden, muss es aber nicht. Man sollte die richtigen Grundeinstellungen setzen und dann in Position „P“ fotografieren.
Für Nachtaufnahmen ist die vom Werk voreingestellte „automatische Rauschreduzierung“ genau kontraproduktiv, das Bild wird damit weichgespült. Unabhängig davon dauert jeder Vorgang der Rauschreduzierung, der beim Speichern des Bildes ausgeführt wird, so lange, wie vorher belichtet wurde. Bei 30 Sekunden Belichtung dauert also auch der Speichervorgang mit „Rauschreduzierung“ noch einmal 30 Sekunden. Wenn man darauf wartet, das nächste Bild zu knipsen, ist das eine gefühlte Ewigkeit.
Eine weitere Auffälligkeit ist die Verkaufspolitik. Bei meiner TZ 5 war ein externes Ladegerät dabei. Genau so muss sein. Was gibt es bei der TZ 202? Kein Ladegerät, die Kamera soll über den USB-Stecker am Gerät geladen werden (mit einem nur 50 cm langen Kabel).
Dumm nur, dass man die Kamera dabei nicht benutzen kann. Wenn ich nach einem Urlaubstag abends im Hotel die Bilder ansehen möchte, geht das nicht, weil man den Akku ja wieder aufladen muss. Man ist also gezwungen, noch einmal 50 Euro für ein externes Ladegerät auszugeben. Diesen Betrag kann man gleich zum Kaufpreis addieren.
Der Akku hat eine gute Kapazität, trotzdem benötigt man als Vielknipser schon einmal einen zweiten Akku an einem einzigen Urlaubstag. Der Kauf eines Zweitakkus ist deshalb unumgänglich. Das ist natürlich Privatvergnügen, aber der zweite Akku möchte auch aufgeladen werden. Auch aus diesem Grund ist der zusätzliche Kauf eines externen Ladegerätes nötig.
Die seitliche kleine Klappe, die die USB-Buchse verdeckt, ist bei meiner TZ 5 massiv mit richtigem Gelenk. Die Klappe rastet geöffnet ein und schließt mit einer Feder. Funktion in 10 Jahren einwandfrei. Die TZ 202 hat einen primitiven Deckel aus Weichplastik mit Einrast-Nasen, den man bei jeder Benutzung mit dem Fingernagel fummelig herauspfriemeln muss.
Das Eindrücken nach der Benutzung ist wieder eine Geduldsarbeit. Ständig hat man den Eindruck, dass bei etwas falschem Druck irgendeine Einrast-Nase abbricht. Im geöffneten Zustand rastet der Deckel nicht ein, sondern die winzigen Weichplastik-Streifen, die als „Gelenk“ dienen, drücken den Deckel wieder zurück. Auch wenn man den Deckel endlich ohne abgebrochenen Fingernagel offen hat, wird das Einstecken eines Kabels zur Geduldsprobe. Wieder ein elementarer Grund für ein externes Ladegerät.
Die TZ 202 ist für mich das typische Beispiel, wie angeblich hochwertige Geräte durch minderwertige Bauteile, minderwertige Konstruktion, Weglassen von Dichtungen und Weglassen von notwendigem Zubehör kaputtgespart werden.
Die Kamera funktioniert jetzt wieder, aber wie geht es weiter? Ich bin überzeugt, dass sich wieder Dreck hinter dem Objektiv sammelt, die schlechte Bedienung und schlechte Qualität ändern sich sowieso nicht. Über die verweigerte Rücknahme bin ich sehr enttäuscht, weil ich diesem Gerät (und der Baureihe TZ 202) nicht mehr vertraue und im nächsten Urlaub oder spätestens kurz nach Ende der Garantiezeit den nächsten Defekt erwarte.
Letztlich erweckt auch die Tatsache, dass ich Kamera nicht zurückgeben durfte, bei mir den Eindruck, dass dieses Modell sehr oft wegen technischer Mängel reklamiert oder gleich in den ersten 30 Tagen zurückgeschickt wurde. Eine noch höhere Anzahl von Rücknahmen soll wohl vermieden werden. Obwohl es laut Gesetz 2 Jahre Gewährleistung gibt, wird noch eine Zusatzversicherung „Protect 2-Jahre Geräteschutz“ für sagenhafte 90 Euro angeboten. Wie kann eine „Zusatz“versicherung für ein 700 Euro Produkt so extrem teuer sein? Genau! Weil die Ausfallrate in den ersten zwei Jahren schon sehr hoch ist.
Warum soll der Kunde also zukünftig überhaupt noch teure Gerät kaufen? Teure Geräte in mangelhafter Qualität und Haltbarkeit! Das betrifft ja inzwischen fast sämtliche hochpreisigen elektronischen Geräte. Mit dieser „Kaputtspar- und Gewinnmaximierungspolitik“ schaffen sich die großen namhaften Hersteller selbst ab. Man wird ja geradezu gezwungen, immer nur das billigste Teil eines x-beliebigen Herstellers im Discounter zu kaufen, das man bei Defekt einfach in den Müll wirft.
Zusammengefasst:
- Mangelhafte (keine) Objektivabdichtung, in kürzester Zeit Dreck hinter der Linse
- Mangelhafte Elektronik, Totalausfall der Kamera
- Minderwertige und fummelige USB-Buchsen Abdeckung
- Minderwertige Cursortasten
- Sehr schlechte Bedienbarkeit der Cursortasten
- Unnötiger und störender Touchscreen
- Völlig überladen mit Funktionen, die man bei einer Kompakt-Reisekamera niemals braucht
- Zusätzliche Geldmacherei durch fehlendes Ladegerät