Rezension aus Deutschland vom 26. Dezember 2018
Vorwort - Eigentlich wollte ich die G810 Orion Spectrum kaufen, aber Preise und Verfügbarkeit dieses Modells haben sich im Dezember sehr negativ entwickelt, so dass ich auf die G213 Prodigy ausgewichen bin. Wenn ich dann vielleicht zu meinem Geburtstag die G810 kaufe, dann bleibt mir die G213 als Ersatz für Notfälle. Aber um ein kleines Fazit vorweg zu nehmen, mit der G213 fühle ich auch keinen Druck, rasch auf eine mechanische Tastatur umrüsten zu müssen. Als Notfall-Tastatur ist die G213 eigentlich zu schade (oder eben sehr edel), und wer sich auf einer Membran wohler fühlt, ist mit der G213 gut bedient.
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Verarbeitung - Bei Bestellung habe ich befürchtet, ein dünnes und labriges Kunststoffbrett zu erhalten. Tatsächlich ist die G213 in ihren Dimensionen ein echter Brummer, das Gewicht geht in Ordnung, und die Tastatur so zu verwinden, wie es Dmitry von Hardware Canucks demonstriert hat, benötigt deutlich mehr Kraft, als man als Käufer dem Produkt zumuten möchte. Kurzum, das Ding wirkt stabil und hochwerting.
Die Tasten machen allesamt einen guten und stabilen Eindruck, auch die Multimediatasten. An meinem Modell habe ich keinen Tasten gefunden, die aus der Reihe tanzen und sich auffällig anders verhalten. Das Kabel kommt aus einer steifen und etwas groß geratenen Knickschutz, ist nicht sonderlich dick, aber auch nicht dünn, und die Ummantelung ist eher hart, so dass das Kabel nicht besonders kurvenfreudig ist. Das muss aber kein Nachteil sein, denn so lässt sich das Kabel als Führung für andere, kleinere Kabel verwenden (etwa für das Mauskabel meiner G403 Prodigy).
Gehäuse und Tasten haben ein angenehmes softes Finish, auf dem aber Flüssigkeitsfilme (Schweiß, Talk) sichtbar werden. Ich hatte zunächst Angst, dass die Tasten schon nach wenigen Tagen schmantig werden, aber tatsächlich waren es nur Flüssigkeitsfilme, die mit einem Mikrofasertuch schnell beseitigt sind. Langfristig werden sich die Tasten und auch die Handballenauflage aber natürlich abnutzen. Das bleibt nicht aus auf Oberflächen, die ständig Schweiß und Talg ausgesetzt sind.
Die Handballenauflage ist fest montiert hat ein dezent raues Finish, das sich von den SoftTouch Oberflächen absetzt.
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Schreibgefühl und Klangkulisse - Ich habe viele Jahre auf Membranen mit halbhohen Tasten getippt. Die G213 kann es nicht mit mechanischen Tasten aufnehmen, hat aber dennoch ein sattes Feedback, das die meisten anderen Membran-Tastaturen in den Schatten stellt. Ich hatte Sorge, dass ich mit den hohen Tasten nicht zurecht kommen würde, aber nach zwei Tagen habe ich mich an die Höhe der Tasten und auch an das Normallayout (ohne Makrotasten) gewöhnt und möchte das deutlich sattere (aber nicht mechanische) Schreibgefühl nicht mehr missen. Wer sich unsicher ist, ob der Sprung von u.U. niedrigen Membrantasten zu mechanischen Normaltasten nicht vielleicht zu groß ist, findet in der G213 einen guten Zwischenschritt, um sich an das haptische Erlebnis zu gewöhnen, ohne sich gleich arm zu machen.
Die Klangkulisse entspricht dem Schreibgefühl. Ein mechanisches Klicken gibt es auf einer Membran natürlich nicht, aber das hörbare Feedback ist dennoch satt und macht Spaß, wenn die Finger über die Tasten fliegen. Störende Nebengeräusche sind mir nicht aufgefallen, könnten sich aber im Laufe der Zeit entwickeln. Große Tasten bewegen sich etwas klapprig, aber das ist für Membrantastaturen normal und fällt bei diesem Modell so gering aus, dass man es bei normalen Schreiben nicht bewusst wahrnimmt.
Die Multimediatasten könnten einen kürzeren Hub haben, erfüllen aber ihre Aufgabe ohne Probleme. Die Handballenauflage ist ausreichend groß und entlastet spürbar bei der Arbeit.
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Beleuchtung und Software - Die Beleuchtung ist aus zwei Gründen enttäuschend. Zwar sind die LEDs durchaus leuchtstark, allerdings nimmt die Leuchtkraft spürrbar ab, sobald man nicht nahezu aufrecht über der Tastatur sitzt. Hinzu kommt ein Wolkenbildung in den Tasten. Dies ist bauartbedingt, denn bei einer Membran können die LEDs nicht in den Tasten verbaut werden und müssen durch eine Membran und viel Spritzgussplastik leuchten, was eben zu Wolkenbildung führt. Das schafft die G213 sogar recht gut, aber eben nur, wenn man absolut ergonomisch sitzt. Flätzt man sich aber im Stuhl, wie man es gerne beim Zocken macht, dann sollte man die Augen nur auf den Bilfdschirm richten. Einzig das Logo und die Status-LEDs sind echte Hingucker (wenngleiche Letztere nicht angepasst werden können).
Ein weiteres Problem sind die Beleuchtungszonen. Die Tastatur ist in fünf Beleuchtungszonen aufgeteilt, deren Farbe über die Software gesteuert werden kann. Dummerweise werden alle LEDs in einer Zone gleichermaßen gesteuert, also etwa auch die Multimediatesten. Für rund 50 Euro kann man nicht erwarten, dass alle Tasten einzeln steuerbar sind, aber wenn es schon nur über Beleuchtungszonen geht, dann doch bitte eine Aufteilung wählen, die auch sinnvoll ist. Hauptatstenfeld, F-Tasten, Dokument- und Pfeiltasten, Nummernfeld, Multimediatasten und das Logo - das hätten die Beleuchtungszonen sein müssen, damit dieses Feature zumindest einen geringen Nutzen hat.
Warum Logitech diesen Weg gewählt hat wird klar, sobald man die Software schließt, denn dann fällt die Tastatur in eine Regenbogenwelle zurück, was totz der Wolkenbildung in den Tasten tatsächlich ganz gut aussieht. Aber es hat eben keinen Nutzen. Es sieht nur hübsch aus. Aber weil Logitech unbedingt diese Regenbogenwelle haben wollte - die übrigens immer beim Hoch- und Runterfahren zu sehen ist, wenn die Software eben nicht mehr aktiv ist - hat der Nutzer praktisch nur die Wahl zwischen einem Regenbogen oder eine statischen Farbe. Schade, ich hätte gerne echte Tastenzonen fabrlich abgesetzt, so wie damals auf meiner seeligen Sidewinder X6.
Sie haben es schon erraten, die Software muss im Hintegrund geladen werden, um einen Beleuchtungsmodus zu definieren und auch anwendungsspezifische und programmierbare Funktionen zu aktivieren. Letzteres habe ich noch nicht getestet und werde ich wohl auch nicht, denn Makros brauche ich nicht, und sinnvolle Beleuchtungsoptionen sind eben nicht vorhanden. Die Software hält sich mit einer Speichernutzung von 35MB im Hintergrund angenehm zurück, die Benutzeroberfläche ist aber aus der Zeit gefallen. Unnötig fummelig und optisch ein Relikt aus XP-Tagen, das absolut nicht zur schnörkellosen Eleganz der G213 passt.
Müsste ich ständig in die Software gehen, etwa um Makros zu bearbeiten, hätte ich mich alleine schon wegen dieser veralteten Software für ein Konkurrenzprodukt entschieden. Ein Hersteller, dessen Name und Logo etwas mit Piraten zu tun hat, hat ja erst kürzlich ein komplette Software-Suite aufgelegt. Logitech, es wird höchste Zeit, dass ihr endlich nachzieht und eine Software entwickelt, die sowohl der Zeit als auch dem Angebot der Konkurrenz entspricht, oder meine nächste Tastatur wird nicht von Logitech sein.
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Endlich das Fazit - Die G213 Prodigy ist für ihre Preisklasse eine sehr gute Membrantastatur. Größe, Verarbeitung und Anmutung sind absolut in Ordnung, dass Schreibgefühl ist sehr gut für eine Membran, die Handballenauflage erhöht den Komfort merklich, und die Geräuschkulisse ist angenehm. Es macht Spaß, auf dieser Tastatur zu tippen, und es wahrlich nicht nur ein Gaming-Brett. Wer nicht viel Geld ausgeben oder den Sprung zu mechanischen Tastaturen noch nicht wagen möchte (oder einfach kein Freund von mechanischen Klickern ist), der macht mit der G213 nichts verkehrt.
Große Ansprüche an die Beleuchtung darf es bei der Kaufentscheidung hingegen nicht geben. Die Ausleuchtung der Tasten ist bauartbedingt so schlecht, dass Logitech gar nicht erst den Versuch hätte starten dürfen, die Tastatur mit Regenbogeneffekten nach mehr aussehen zu lassen, als sie eigentlich ist, und stattdessen der Tastatur sinnvolle Beleuchtungszonen spendieren sollen. Und die Software erfüllt bestenfalls unauffällig ihren Zweck, macht aber keine Freude.
Daher eine Abwertung auf vier Sterne, und diese vier Sterne gibt es auch nur, weil die Tastaur bei diesem Preis gute Eigenschaften in ihrer primären Aufgabe aufweist. Erwarte man außerdem eine Regenbogenschleuder, dann ist die Tastatur nur zwei Sterne wert, und interessierte Käufer sollten unbedingt zu einer mechanischen Tastatur greifen, die bauartbedingt viel schöner und auch per Taste leuchten können.